Mit Allergien leben

Das Immunsystem schützt unseren Organismus vor schädlichen Stoffen. Es besteht aus einzelnen Komponenten, die erst in der Summe wirkungsvoll sind:

  • Die allgemeine Immunabwehr, die angeboren ist und auch als unspezifisch bezeichnet wird
  • Die erworbene bzw. spezifische Immunabwehr, die deutlich macht, dass unser Immunsystem ein lernendes System ist: Im Laufe eines Menschenlebens werden immer mehr Informationen zu schädlichen Einflüssen gebildet und in Abwehrmechanismen übersetzt
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Wenn bisher unbekannte Krankheitserreger in den Organismus eindringen, reagiert die spezifische Immunabwehr: Die spezifischen Strukturen der Angreifer werden entschlüsselt und es werden gezielt Antikörper gebildet, welche die Erreger bekämpfen. Bei einer Allergie bekämpfen die Antikörper jedoch keine schädlichen Fremdkörper, sondern an sich harmlose Substanzen, und dies auch noch in überzogenem Maß. Eine Allergie wird also als Überreaktion der Immunabwehr auf Stoffe von außen verstanden. Diese überschießende Fehlreaktion hat ganz unterschiedliche Ausprägungen. Je nach Form und Schwere der fehlgeleiteten Immunreaktion wird die Lebensqualität des Betroffenen unterschiedlich stark beeinträchtigt. Betroffene Organe sind vor allem Haut, Atemwege und Darm – die Grenzflächen des menschlichen Organismus zur Umwelt.

Diese Themen werden Sie nachfolgend finden:

Allergene

Die Allergie auslösenden Substanzen werden Allergene genannt. Der erste Kontakt mit diesen Stoffen löst noch keine Allergie aus, allerdings beginnt damit die Sensibilisierung. Bei einem erneuten Kontakt reagiert das Immunsystem dann auf den vermeintlichen Feind und greift das Allergen an. Doch während ein Krankheitserreger zerstört werden würde, können die Allergene im Unterschied dazu nicht entsprechend beseitigt werden, denn der Betroffene ist ihnen häufig dauerhaft ausgesetzt. So beginnt nicht selten ein langer Leidensweg.

Zu den häufigsten Allergenen zählen

  • Blüten- und Gräserpollen
  • Hausstaubmilben
  • Tierhaare, -speichel und Hautschuppen
  • Insektengifte
  • Nahrungsmittel-Bestandteile, allen voran Proteine
  • Schimmelpilze
  • Chemische Schadstoffe (Weichmacher, Formaldehyd, Lösemittel etc.)
  • Metalle

Allergie - Milbe - Pixabay

Dieser millionenfache Mitbewohner löst Allergien aus: Die Hausstaubmilbe

Es ist übrigens zwischen einer Allergie und einer Nahrungsmittel-Unverträglichkeit zu unterscheiden: Während bei einer Nahrungsmittel-Allergie an sich harmlose Bestandteile fälschlicherweise als gefährlich eingestuft werden, kann der Körper bei einer Unverträglichkeit bestimmte Bestandteile nicht verarbeiten, beispielsweise Gluten bei Zöliakie oder den Milchzucker bei Laktoseintoleranz.

Immer mehr Menschen von Allergien betroffen

Die Zahl der Allergiker steigt seit den 1950er Jahren stetig an; Allergien sind in den Industrieländern damit zu einer Volkskrankheit geworden. Die Europäische Stiftung für Allergieforschung ECARF geht von rund 25 Millionen Menschen in Deutschland aus, die an einer Allergie leiden. Als mögliche Ursache hierfür wird angenommen, dass Umweltreize und viele andere Belastungen den Organismus auf Dauer überfordern, so dass das Immunsystem vieler Menschen immer häufiger zu Fehlreaktionen neigt.

Ursachen für die Entstehung einer Allergie

So vielfältig die verschiedenen Ausprägungen allergischer Reaktionen sind, so unterschiedlich sind auch die Gründe für die einer Allergie zu Grunde liegenden entzündlichen Prozesse. Folgende Ursachen gelten als ausreichend belegt:

  • Genetische Faktoren: Es gibt eine angeborene Prädisposition für die Entwicklung einer Allergie. So ist ein erhöhtes Allergierisiko für Kinder von Allergiker-Eltern belegt. Darüber hinaus können mit einem Bluttest allergenspezifische IgE-Antikörper im Blut bestimmt werden. Diese weisen ebenfalls auf ein erhöhtes Allergie-Risiko hin.
  • Intensive Allergenexposition: Falls bereits eine Prädisposition vorhanden ist, kann ein übermäßiger Kontakt mit einem Allergen die Allergie auslösen. Dies spielt besonders im Bereich der berufsbedingten Allergien eine Rolle.
  • Übermäßiger Kontakt mit Schadstoffen: Jeder Stoff – auch ein an sich harmloser – kann zu einem Allergen werden. Dies gilt in besonderem Maß auch für solche, die ohnehin zu den Schadstoffen zu rechnen sind. Diese können sowohl natürlichen Ursprungs sein wie Methan, Gesteins-Staub oder Mykotoxine, oder „menschengemacht“ wie Pestizide, Emissionen aus Verbrennungsmotoren, Formaldehyddämpfe und Schwermetalle. Alle diese – und die Vielzahl weiterer – Schadstoffe überfordern den menschlichen Organismus und können im schlimmsten Fall zur Multiplen Chemikalienunverträglichkeit (MCS-Syndrom) führen.
  • Stress: psychischer oder körperlicher Stress ist zwar keine Ursache für eine Allergie, beeinflusst aber das Immunsystem. Ein geschwächtes Immunsystem wiederum kann den Ausbruch einer Allergie begünstigen.
  • Gestörte Barrierefunktion der Haut: Wenn die Haut bzw. Schleimhaut durch eine bakterielle oder virale Infektion oder auch durch chemische Irritation gestört ist, kann dies zu einer erhöhten Durchlässigkeit führen und in der Folge zu einer unerwünschten Immunreaktion.
  • Hygienehypothese: Es wurde lange vermutet, dass zu geringer Keimkontakt Allergien auslösen kann. Dafür sprachen Vergleichs-Zahlen zwischen Kindern, die in Großstädten und auf dem Land aufgewachsen sind: Die Landkinder hatten früher und mehr Kontakt zu Bakterien, die in Tierställen vorkommen und erkrankten deutlich seltener an Allergien als Stadtkinder. Diese Annahme ist mittlerweile bewiesen worden; Forscher konnten die beiden in Kuhställen vorkommenden Schutzkeime isolieren, die dafür verantwortlich sind.

Weitere angenommene Ursachen für die Zunahme von Allergien

  • Rückgang parasitärer Erkrankungen: Die bei allergieanfälligen Menschen gemessenen IgE-Antikörper dienen normalerweise der Parasiten-Abwehr. Da es heutzutage kaum noch Parasiten-Befall gibt, könnte dies zu einer „Umlenkung“ des Immunsystems auf andere Stoffe geführt haben.
  • Umweltverschmutzung: Die Umweltverschmutzung kann auch über Umwege eine Allergie auslösen, indem sie Veränderungen bei Pflanzen verursacht, die wiederum bei Allergikern zu immer heftigeren Immun-Reaktionen führen.
  • Veränderungen der körpereigenen Mikroorganismen: Antibiotika beispielsweise verändern die Darmflora, Windeln die Bakterienflora der Haut. Es wird angenommen, dass beides ebenfalls einen Einfluss auf die Allergie-Anfälligkeit haben könnte.
  • Veränderte Lebensgewohnheiten: Zu den veränderten Lebensgewohnheiten zählen Rauchen, Autoabgase, Stress, kleinere Familien, kürzere Stillzeiten und veränderte Ernährung, aber auch die in dem Fall ungünstige verbesserte Hygiene (siehe Punkt „Hygienehypothese“). All dies wird ebenfalls als allergiefördernd angesehen.
  • Welche Arten von Allergien gibt es?

    Es gibt verschiedene Wege, wie die Allergene in den Organismus gelangen können. Man unterscheidet zwischen:

    • Kontakt: Hierbei gelangen die Allergene über die Haut in den Körper, beispielsweise Cremes. Die Reaktion ist Ausschlag oder Nesselsucht.
    • Ingestion: Dabei werden die Allergene durch den Mund bzw. Verdauungstrakt aufgenommen, also der klassische Fall einer Nahrungsmittel-Allergie. Man unterscheidet bei der Immun-Reaktion zwischen Sofort- (Typ-I-Soforttyp-Allergie) und Spätreaktion (Typ-IV).
    • Inhalation: Inhalationsallergene werden eingeatmet. Dazu gehören insbesondere Allergene aus Pollen, Sporen, tierischen Hautschuppen, Federstaub, Speichel-, Schweiß-, Urin- und Kotproteine, Milbenkot, Insektenschüppchen, Holz- und Mehlstaub, Formaldehyd und Harzen.
    • Injektion: Durch eine Injektion wird die Barrierefunktion von Haut und Schleimhaut umgangen. Zu den Injektionsallergenen gehören tierische Gifte (z.B. von Bienen, Wespen, Feuerameisen, Quallen, Seeanemonen, Feuerkorallen) und Medikamente.

    Allergie-Symptome:

    Die Symptome einer Allergie sind zahlreich, genau wie ihre Ausprägungen. Deshalb kann der eine Betroffene gut mit seiner Allergie leben, während ein anderer so stark darunter leidet, dass er im Alltag recht eingeschränkt ist. Und die heftigste allergische Reaktion, der anaphylaktische Schock, kann sogar tödlich enden.

    • Ausschlag, Ekzem, Neurodermitis, Nesselsucht: Unterschiedliche Ausprägungen von Hautreaktionen, die überall am Körper auftreten können. Die Haut rötet sich, juckt und / oder brennt, bildet Bläschen und Quaddeln aus, später schuppt sie sich.
    • Heuschnupfen/Pollenallergie: Eine der häufigsten Allergie-Erkrankungen: Tränende Augen, laufende Nase, Husten und manchmal auch Kopfschmerzen und Schlafstörungen sind die häufigsten Symptome. Je nach Empfindlichkeit leiden Betroffene nur während des Pollenflugs einer Art, manche Menschen jedoch schniefen die gesamte Frühjahr-Sommer-Saison hindurch.
    • Asthma: Sehr häufig entwickelt sich aus Heuschnupfen ein allergisches Asthma. Man spricht dann vom Etagenwechsel: Die Allergie wechselt von der oberen Etage (Atmungsorgane) in tiefere Regionen (Lunge). Auch Tierhaare und Hausstaub können allergisches Asthma auslösen.
    • Bindehautentzündung: Bei der allergischen Bindehautentzündung leiden Betroffene unter roten Augen, Ausfluss und Niesreiz und – im Gegensatz zur bakteriellen Bindehautentzündung – starkem Juckreiz. Außerdem ist die Bindehaut angeschwollen.
    • Husten: Allergisch bedingter Husten unterscheidet sich zunächst nicht von Erkältungs-Husten und wird häufig von Pilzsporen, Nahrungsmitteln, oder Hausstaubmilben ausgelöst.
    • Verstopfung: Findet der Kontakt mit dem Allergen im Darm statt, können die betreffenden Schleimhäute mit Verstopfung reagieren. Der „verdächtige“ Stoff wird im Darm behalten, um ihn länger bearbeiten zu können.
    • Brechdurchfall: Das Gegenteil der oben genannten Verstopfung ist eine andere Möglichkeit der Überreaktion der Immunabwehr in den Verdauungsorganen. Das Allergen soll ganz schnell aus dem Körper transportiert werden.
    • Koliken: Auch das Zusammenkrampfen der Verdauungsorgane kann eine allergische Reaktion sein. Hier ist die Verwechslungsgefahr mit einer Lebensmittelunverträglichkeit sehr groß.
    • Anaphylaktischer Schock: Diese Antwort auf ein Allergen ist die gefährlichste und aus dem Grund auch die am meisten gefürchtete allergische Reaktion des Organismus. Dieser Schock ist eine pathologische Akutreaktion des Immunsystems auf bestimmte allergene Auslöser und kann im schlimmsten Fall zum völligen Kreislaufzusammenbruch und damit zum Tod führen.

    Allergie Blütenstaub Pixabay

    Pollen sind bei Allergikern für Heuschnupfen verantwortlich.

    Naturheilkundliche Behandlung, Therapie- und sonstige Maßnahmen

    Um ohne Einschränkungen des Wohlbefindens mit Allergien leben zu können, gibt es eine Reihe von möglichen Maßnahmen. Nicht jede davon ist für jede Art Allergie möglich, dafür sind bei einigen Symptomen auch Kombinationen von naturheilkundlichen Behandlungsmethoden sinnvoll.

    • Kontaktvermeidung mit Allergenen: Diese Maßnahme ist bei manchen Allergien sehr einfach durchzuführen – beispielsweise kann bei einer Allergie gegen einen bestimmten Weichspüler sehr einfach darauf verzichtet werden – bei anderen wie einer Pollenallergie ist es hingegen schwierig.
    • Luftreiniger: Ein Luftreiniger kann bei einer Inhalationsallergie deutliche Linderung der Allergie-Symptome bringen, indem er die Allergie auslösenden Stoffe im Wohnbereich oder Büro aus der Luft filtert.
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    • Schadstofffreie Umgebung / Leben im Biohaus: Eine schadstofffreie Umgebung ist ganz allgemein anzuraten; um beschwerdefrei mit Allergien leben zu können, sollten Nahrung, Trinkwasser, Kleidung, Möbel und Teppichböden möglichst wenig chemisch belastet sein. Zusätzlich trägt das Wohnen in einem zertifizierten Biohaus zu einer deutlich höheren Lebensqualität bei.
    • Reiseziele für Allergiker: Einige Reiseanbieter haben Hotels ins Programm genommen, die auf die besonderen Bedürfnisse von Allergikern eingehen.
    • Stress vermeiden: Gerade im Beruf lässt sich Stress nicht immer vermeiden, daher ist es umso wichtiger, zu entspannen. Dabei ist das Erlernen von Entspannungstechniken wie autogenem Training, Progressiver Muskelentspannung nach Jacobson, Yoga, Meditation oder ähnlichen Methoden hilfreich.
    • Ernährung: Insgesamt sollte die Ernährung ausgewogen sein und sich an den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) orientieren. Allergiker müssen darüber hinaus auf Allergie auslösende Lebensmittel verzichten.
    • Darmsanierung / Probiotika: Ein gesundes Darmmilieu entgiftet den Körper, entlastet die Leber, erhöht die Nähr- und Vitalstoffaufnahme und sorgt auf diese Weise für ein gestärktes Immunsystem. Probiotika helfen, eine gesunde Darmflora aufzubauen.
    • Antioxidantien: allergische Reaktionen sind Entzündungsprozesse. Entzündungshemmende Antioxidantien, sogenannte Radikalfänger, unterstützen den Organismus, entzündliche Herde im Körper zu löschen.

    Allergietypen

    Die unterschiedlichen Allergene rufen unterschiedliche Immunreaktionen hervor. Diese lassen sich in vier verschiedene Reaktionstypen unterscheiden:

    • Typ I-Reaktion (Soforttyp): Der häufigste Typ der allergischen Erkrankung beruht auf einer Überproduktion von IgE-Antikörpern. Die Symptome werden durch Entzündungsstoffe ausgelöst und treten kurz nach dem Kontakt mit dem Allergen auf. Typische Allergien vom Soforttyp sind Heuschnupfen, allergisches Asthma, bestimmten Formen der Nesselsucht, Lebensmittelallergien und anaphylaktischer Schock.
    • Typ II-Reaktion (zytotoxische Reaktion): Auslöser bei diesem selteneren Allergietyp sind typischerweise Medikamente. Die Abwehrreaktion kann relativ schnell innerhalb weniger Minuten erfolgen, aber auch erst nach bis zu 12 Stunden. Bei der Typ-II-Reaktion heften sich körperfremde Antigene an körpereigene Zellen, die daraufhin als fremd wahrgenommen werden. In der Folge werden nicht nur die körpereigenen Zellen (z.B. weiße oder rote Blutkörperchen) sondern auch die umliegenden Gewebezellen zerstört. Der Übergang zur Autoimmunerkrankung ist bei diesem Typ fließend.
    • Typ III-Reaktion (Immunkomplexbildung): Die Typ-III-Reaktion tritt nach sechs bis zwölf Stunden auf. Antigene und Antikörper verbinden sich zu einer größeren Einheit, dem Immunkomplex. Abwehrzellen versuchen daraufhin, dieses zu eliminieren. Auch hierbei wird umliegendes Gewebe zerstört, darüber hinaus können Entzündungen hervorgerufen werden.
    • Typ IV-Reaktion (Spättyp): Die Symptome treten erst sechs bis 72 Stunden nach dem Kontakt mit dem Allergen auf. Ein typisches Beispiel für den Spättyp ist das allergische Kontaktekzem. Anders als bei den anderen Typen spielen Immunglobuline keine Rolle, sondern es sind ausschließlich die T-Lymphozyten an der Immunantwort beteiligt.

Die Typ-I-Reaktion wird in diesem Video erklärt:

Dieser Überblick über das Thema Allergien ist der Auftakt zu unserem Special „Mit Allergien leben“. Nach und nach tragen wir Informationen rund um das Thema zusammen: Angefangen bei speziellen Produkten für Allergiker, über Hinweise zu besonders allergenen Stoffen bis hin zu so gravierenden Ausprägungen wie der vielfachen Chemikalien Unverträglichkeit uvm…